(Un-)Gerechtigkeit

Gebet nach Psalm 4

Du stehst mir zur Seite, guter Gott.

Als ich vor Enge kaum noch Luft bekam,

hast du mich in die Freiheit geführt.°

Darum schau auch jetzt wieder auf mich,

hör mich, denn ich rufe zu dir,

gib mir Antwort auf mein Gebet.

 

Ich klage sie an, die reichen Egoisten,

denn sie allein nehmen sich die Macht.

Und sie missbrauchen sie, sie scheuen sich nicht zu lügen und zu verleumden.

 

Ich rufe ihnen zu: „Hört endlich auf damit. Seht ihr nicht, welch Unrecht ihr stiftet?

Schaut auf Gott, seine Macht ist die Liebe,  sein Recht gilt auch euch!“

 

Sie aber sind nur fixiert auf ihren Besitz und Gewinn, auf Machterhalt,

dies füllt ihr Leben aus.

 

Sie haben dich, guter Gott, und deine Freundlichkeit

völlig aus den Augen verloren.

 

Mir hast du so viel Freude gegeben,

mehr als sie hatten und haben können mit ihren Reichtümern.

Ich werde nicht von Sorgen gequält.

Wenn ich zu Bett gehe, schlafe ich ganz ruhig ein.

Denn bei dir, Gott, bin ich sicher und geborgen.

Ich habe alles, was ich brauche.

 

Gebet nach Psalm 9 und 10

Herr, von ganzem Herzen danke ich dir.

Du ergreifst Partei:

Den Unterdrückten bietest du sicheren Schutz,

den Hilfeschrei der Armen überhörst du nicht,

den Verfolgten stehst du bei.

 

Bei dir sind wir geborgen.

Wer zu dir kommt, den lässt du nicht im Stich.

 

 

Herr, warum bist du so weit weg?

Warum bleibst du uns verborgen?°

Siehst du das Unrecht nicht?

Viele Menschen sagen:

„Gott existiert doch gar nicht. Sieh dir das Elend dieser Welt an.

Was tut denn euer Gott?

Ihn scheint es doch gar nicht zu interessieren.“

 

Steh auf, Herr, greif ein!

Du bist doch nicht blind. Du siehst all das Leiden, die Ungerechtigkeiten.

Du kannst helfen!

Vergiss nicht die Schwachen, nimm sie in Schutz!

Zerschlage die Macht derer, die Unheil stiften!

 

Gebet nach Psalm 12

Herr, großer Gott,

ich schaue auf diese Welt, auf die Regierenden, die Mächtigen.

Wer hält es noch mit der Wahrheit?

Gesagt wird das Eine, getan das Andere.

Versprechungen ohne Ende, aber alles nur hohl und leer.

Öffentlich lobt man einander,

aber tatsächlich spielen sie ein doppeltes Spiel.

Sie maßen sich an, die Besseren und Klügeren zu sein, diese Schwätzer.

 

Sie sind schlagfertig und verstehen, schöne Reden zu schwingen,

aber schon führen sie uns hinters Licht.

Wem noch vertrauen?

Stopf ihnen doch das Maul, mein Herr und Gott.

Bewahre uns vor den Lügnern und Schwätzern.

 

Was kann, was soll ich tun?

Mich selbst einbringen, politisch und gesellschaftlich?

Zeige mir meinen Weg, Dinge anzupacken und zu verändern.

 

Auf dein Wort und dein Handeln kann ich mich verlassen.

Wenn ich meine Meinung äußere, aktiv werde,

greife ich ein, - mit dir an meiner Seite.

 

Gebet nach Psalm 33

Großer und mächtiger Gott,

du bist doch der Schöpfer dieser Welt.

Du hast einen Plan für uns Menschen:

Du willst, dass Recht und Gerechtigkeit unter uns herrschen.

 

Aber die Herrscher unserer Welt sorgen für Unrecht,

für Unfrieden, für Ungerechtigkeit.

Völker werden gegeneinander aufgehetzt

und führen Kriege.

 

Herr, übernimm du doch die Führung.

Durchkreuze die selbstsüchtigen Pläne der Herrscher,

zeige ihnen ihre Grenzen auf.

Sprich ein Machtwort,

sorge du selbst für Recht und Ordnung, für Gerechtigkeit.

Wende du dich in deiner Liebe uns Menschen zu

und besonders denen, die unter der Unterdrückung

und Ungerechtigkeit leiden müssen.

 

Doch du wählst den Weg des Kreuzes.

Christus ging in die Tiefen unseres Leidens,

sein Tod hatte den Anschein einer Niederlage

gegen die skrupellosen Herrscher der Welt.

Doch wir vertrauen dem Auferstandenen und hoffen auf ihn.

Er will jeden Einzelnen mit seiner Liebe erreichen und verändern.

So werden wir zu seinen Werkzeugen.

Unsere Hände und Füße, unsere Lippen,

unser Verstand und Herz verkünden seine Liebe.

 

Herr, hilf uns und beschütze uns.

Lass uns deine Nähe spüren,

wie wir es von dir erhoffen.

 

Gebet nach Psalm 37

Ach, mein Gott, was habe ich mich heute wieder aufgeregt!

Mich ärgern die Menschen, die sich aufspielen,

die sich frech und boshaft gegenüber ihren Mitmenschen verhalten.

Sie meinen, sie seien was Besseres.

Und dann haben sie damit auch noch Erfolg!

Sie sind so egoistisch! Wenn ich an sie denke,

steigen Wut und Zorn in mir hoch.

 

Ja, ich weiß, du möchtest nicht, dass ich böse werde und Hass entwickle

gegen die, die Böses tun.

Du sagst zu mir: „Werde doch nicht selber wie sie.

Vertraue deinem Gott. Er will die Quelle deiner Freude sein.

Er will dir alles geben, was du brauchst.

 

Lass dich von ihm anstecken und liebe deinen Nächsten.“

 

In dieser Welt zählen nur Geld, Besitz und Stärke.

Aber in deinem Reich, Gott Vater, zählen andere Werte.

Die Reichen und Mächtigen dieser Welt werden vergehen,

weil Reichtum und Macht vor deiner Liebe zerbricht.

 

Du bist immer bei mir, lieber Vater,

ich brauche vor niemandem Angst zu haben.

„Fürchte dich nicht, sondern sei fröhlich und getrost!“³ rufst du mir zu.

Ich habe meinen Platz in deinem Reich

und werde immer bei dir wohnen dürfen.

Wenn Gefahr droht, finde ich bei dir Zuflucht.

Du stehst mir bei.

 

Im Traum sah ich einen bösen Menschen, der seine Macht missbrauchte.

In ihm war keine Liebe, er dachte nur an sich.

Er stand da wie ein kräftiger starker Baum auf nährreichem Boden

und wurde immer größer.

Aber als ich ein zweites Mal zu ihm schauen wollte,

da war nichts mehr von ihm zu sehen.

Im Traum schaute ich mich um und suchte ihn,

aber keine Spur deutete mehr auf ihn hin.

Denn das Böse wird keinen Bestand haben.

 

Dein Reich komme und dein Reich bleibe für immer, mein liebender Gott.

 

³: Aus dem Buch des Propheten Joel 2, Vers 21 (nach der Übersetzung von Martin Luther)

Gebet nach Psalm 72

Großer Gott, lass deinen Geist auch die Regierenden erreichen,

dass sie Entscheidungen treffen, die in deinem Sinne sind.

Sie sollen sich stark machen für den Frieden:

Den Frieden zwischen den Völkern und den inneren Frieden

zwischen den unterschiedlichen Interessensvertretungen,

politischen Gruppierungen, sozialen Schichten,

Alten und Jungen in unserem Land.

 

Benachteiligte und Menschen mit Handicap sollen zu ihrem Recht kommen,

sodass sie sich gleichwertig und auf Augenhöhe mit allen anderen erleben.

Bedürftige sollen all das bekommen, was sie befähigt,

ihr Leben wieder selbstverantwortlich zu gestalten.

Die Gesetze sollen niemanden, - weder Gruppen, Institutionen

noch Unternehmen -, bevorzugen, damit niemand sich als Verlierer fühlen muss.

 

Bei den Entscheidungen, die heute getroffen werden,

soll die Zukunft unserer Kinder und Enkel Berücksichtigung finden.

 

Aber öffne nicht nur unseren Regierenden und den Verantwortlichen

in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Augen für Recht und Gerechtigkeit.

Vielmehr zeige uns allen auf, wie wir sie unterstützen können

und wie wir im Umgang untereinander Zeichen setzen können

für Toleranz, Offenheit, Wahrheit und Mitmenschlichkeit.

 

Gebet nach Psalm 94

Gott, Du bist Richter, bei Dir liegt die Macht,

die zu bestrafen, die nur Unheil anrichten.

 

Unsere Gegner erheben sich über jedes Menschenrecht,

sie haben keine Hemmungen, uns zu erniedrigen,

zu verfolgen, zu unterdrücken.

Sie genießen es, wenn wir vor Angst zittern.

Unser Leben ist ihnen nichts wert.

 

 

Doch Du, Gott, siehst genau,

was diese Verbrecher tun.

Du hörst, wie sie uns verhöhnen und Dich missachten.

Schreite Du ein,

mach doch dem bösen Spuk ein Ende,

vernichte unsere Feinde.

 

Alle, die aufrecht auf der Seite des Rechts, der Liebe und Wahrheit stehen,

wirst Du trösten und wieder froh machen.

Du lässt uns nicht im Stich.

 

Gebet nach Psalm 140

Christus, sie stecken die hinter Gittern,

die für Recht und Gerechtigkeit eintreten, und das,

obwohl sie nichts gegen sie in der Hand haben.

Sie konstruieren Anklagen, die mit der Realität nichts zu tun haben.

Sie drohen, schlagen, foltern, um einzuschüchtern

und vermeintliche Geständnisse zu erzwingen.

Nimm du ihnen ihre Macht, zerbreche ihre Stärke,

decke ihre verbrecherischen Handlungen auf

und lass sie nicht zu ihrem Ziel kommen.

Trete ein für die, die sich der Wahrheit verschrieben haben,

die Gerechtigkeit fordern,

die Gewalt ablehnen und Rechtsstaatlichkeit wollen.

Steh allen zur Seite, die sich für umfassende Menschenrechte einsetzen,

eben auch dort, wo man sie mit Füßen  tritt.

Gib du mir Mut, die Menschenrechtsaktivisten zu unterstützen.

Zeige mir Wege, wie auch ich aktiv werden kann,

damit dein Wille geschehe.

Durch dich fühle ich mich gestärkt und getröstet.

 

Gebet nach Psalm 145 (Teil 2)

Gemeinsam sitzen wir am gedeckten Tisch und freuen uns,

dass wir wieder so reichlich und gut zu essen haben.

Dafür danken wir dir, guter Gott, denn du sorgst für uns.

Schenke du uns durch deine Anwesenheit eine gesegnete Mahlzeit.

 

Auch heute gibst du wieder mehr als ausreichend zu essen.

Obst und Gemüse, Brot und Öl, Milch, Käse, Fleisch und Wurst:

Ich schöpfe aus dem Vollen, mein Kühlschrank ist gut gefüllt.

 

Du hast es so vorgesehen,

dass alle Menschen dieser Erde und darüber hinaus

alle deine Lebewesen Nahrung finden, -

ausreichend und ohne dass sie daran Schaden nehmen.

 

Nun sehe ich aber: Auf dieser Erde hungern Menschen.

Unsere Schweine und Hühner sind zur

industriellen Massenware geworden,

weit weg von artgerechter Tierhaltung.

Wir behandeln Saatgut mit Pestiziden und nehmen in Kauf,

dass diese toxischen Stoffe Auswirkungen auf den Boden, das Wasser

und damit auf die Tierwelt haben.

Guter Gott, so kann es doch nicht weitergehen.

Was tun wir Menschen deiner Erde, ihren Lebewesen

und unseren Mitmenschen an?

Öffne unsere Augen, dass wir deine Schöpfung bewahren

und uns um eine gerechte Verteilung

von Geldern, Rohstoffen, Lebensmitteln kümmern.

 

Dann können und sollen dich alle Geschöpfe preisen,

denn du hast ihnen allen Nahrung gegeben.

Deine grenzenlose Liebe und Geduld ermöglichen uns,

in Frieden zu leben, zu teilen und füreinander da zu sein.